Plattenkritik

Dio - Deluxe Editions ["Holy Diver", "The Last In Line", "Sacret Heart"]

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Release Date: 16.03.2012
Datum Review: 28.03.2012

Dio - Deluxe Editions ["Holy Diver", "The Last In Line", "Sacret Heart"]

 

 

1983-1985, das war die Zeit als DIO mit seinem Soloprojekt drei Alben für die einsame Insel schuf. Mit Jimmy Bain am Bass und Vinnie Appice am Schlagzeug besetzte Dio das Rückgrat der Band mit zwei alten, bewährten Weggefährten. Vivian Campbell war der große Glücksgriff dieser Konstellation, der die Stärken von Ritchie Blackmore und Toni Iommy vereinte und Riff- wie Solotechnisch ein Irrwitz nach dem anderen raushaute. Die in dieser Besetzung (ab 1984 noch durch Keyboarder Claude Schnell verstärkt) eingespielten "Holy Diver" (1983), "The Last In Line" (1984) sowie "Sacred Heart" (1985) sind Meilensteine und musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Jeweils neun Songs, die abwechslungsreich und ohne Schwächen daherkommen. Ein musikalischer Hattrick.

Die Entwicklung ist auch erkennbar und nachvollziehbar: Was 1983 kraftvoll und kantig begann, reifte 1984 und war leider 1985 an einem Scheideweg angekommen. Welches der Alben nun das "beste" ist, ist im Grunde unmöglich allumfassend zu beantworten. Wenn man sich mal für eines entscheidet, dann ist das sicher eine schwankende Tagesform, dessen Ergebnis Morgen schon wieder anders aussehen kann.

Der altgediente Fan freut sich nun, dass die Plattenfirmen in ihren Katalog schauen, wichtige Alben entdecken und diese als Deluxe-Edition neu veröffentlichen. Dabei gilt es, drei Standards abzugrasen:

1. Irgendein Hoschi wird eingeladen, einen Begleittext zu schreiben.
Das kann ein Musiker sein, der in die Aufnahmen verwickelt war oder ein Schreiberling aus der Szene

2. Irgendein Hoschi wird an die Recherche gesetzt, um Bilder aus der Aufnahmezeit herauszusuchen.
Das sind Bilder der Band Live und im Studio, Plattencover und Muster

3. Irgendein Hoschi wird ins Archiv geschickt, um unveröffentlichtes Material hervorzukramen.
Das sind Demos, alternative Versionen oder (am besten) nie gehörte Songs und Outtakes

4. Irgendein Hoschi macht die Braut nun mit dem ganzen Ergebnissen hübsch und verziert das Ganze noch. Das wären z. B. Single-B Seiten und sonstige Fundstücke aus der Zeit.

Soweit so gut.

Die Punkte 1, 2 und 4 sind nett, aber nicht kriegsentscheidend. Das einzig Entscheidende sind die musikalischen Neuigkeiten unter Punkt 3. Solche Fundstücke rechtfertigen die Neuveröffentlichung eines Albums. Und hier hat Universal versagt. Bei keinem der drei Alben gibt es eine Überraschung. Die Stimmung ist dadurch so ein bisschen so, als wenn Mutti das Essen von neulich als Galakomposition ankündigt. Nur halt mit ein paar Gewürzen.

Die Gewürze bei den Dio-Deluxe-Editionen sind erster Linie Live Aufnahmen, die seinerzeit als B-Seiten die Singles veredelten. Anstatt aber nun einen beherzten Griff in das Raritätenkabinett zu wagen, gibt es auf "Holy Diver" und "The Last In Line" jeweils einen Konzertmittschnitt aus der Zeit. Jene sind keine Unbekannten, sondern kursieren schon seit Ewigkeiten als Bootlegs. Natürlich sind die Aufnahmen hörenswert und tolle Dokumente, aber sie gehören dann auch eigenständig veröffentlicht und nicht als Anhängsel einer Deluxe-Edition.

Noch haarsträubender ist es bei "Sacret Heart". Hier wird die "Intermission" CD als Bonus mit drauf gepackt. Sorry, das geht gar nicht und hat den Charme von "Goldene Serie".

Natürlich sind die CDs hübsch aufgemacht und haben, neben einigen netten Bildern, mit den Liner-Notes von Metal Ikone Malcolm Dome ein gut gemachtes Booklet. Aber ohne wenigstens ein, zwei neue Sachen bleibt ein dominant-fader Geschmack.

Für den langjähriger Fan haben die Wiederveröffentlichungen einen Hauch von Erbschaftssteuer: Für alles wurde schon mal bezahlt. Also bleibt als einzige Legitimation die Chance für neuere Dio Fans, auf einen Schlag die Sammlung zu bereichern. Oder halt für den Fan, der unbedingt ALLES haben muss. Eigentlich gehöre ich zu letzter Gruppe, aber hier sage ich:

Musikalisch OK, optisch OK, konzeptionell ein Desaster.

Holy Diver (1983):
01. Stand Up And Shout
02. Holy Diver
03. Gypsy
04. Caught In The Middle
05. Don't Talk To Strangers
06. Straight Through The Heart
07. Invisible
08. Rainbow In The Dark
09. Shame On The Night

Bonus CD:
01. Evil Eyes
02. Stand Up And Shout (Live In Holland, 1983)
03. Straight Through The Heart (Live In Holland, 1983)
04. Stand Up And Shout (King Biscuit Flower Hour, 1983)
05. Shame On The Night (King Biscuit Flower Hour, 1983)
06. Children Of The Sea (King Biscuit Flower Hour, 1983)
07. Holy Diver (King Biscuit Flower Hour, 1983)
08. Rainbow In The Dark (King Biscuit Flower Hour, 1983)
09. Man On The Silver Mountain (King Biscuit Flower Hour, 1983)


The Last In Line (1984):
01. We Rock
02. The Last In Line
03. Breathless
04. I Speed at Night
05. One Night In The City
06. Evil Eyes
07. Mystery
08. Eat Your Heart Out
09. Egypt (The Chains Are On)

Bonus CD:
01. Eat Your Heart Out (Live B-Side)
02. Don't Talk To Strangers (Live B-Side)
03. Holy Diver (Live B-Side)
04. Rainbow In The Dark (Live B-Side)
05. One Night In The City (Pinkpop Festival, 1984)
06. We Rock (Pinkpop Festival, 1984)
07. Holy Diver (Pinkpop Festival, 1984)
08. Stargazer (Pinkpop Festival, 1984)
09. Heaven And Hell (Pinkpop Festival, 1984)
10. Rainbow In The Dark (Pinkpop Festival, 1984)
11. Man On The Silver Mountain (Pinkpop Festival, 1984)
12. Don't Talk To Strangers (Pinkpop Festival, 1984)


Sacret Heart (1985):
01. King Of Rock 'N' Roll
02. Sacred Heart
03. Another Lie
04. Rock 'N' Roll Children
05. Hungry For Heaven
06. Like The Beat Of A Heart
07. Just Another Day
08. Fallen Angels
09. Shoot Shoot

Bonus CD:
01. Hide In The Rainbow (Dio EP, OST Iron Eagle)
02. We Rock (Live B-Side)
03. Last In Line (Live B-Side)
04. Like The Beat Of A Heart (Live B-Side)
05. King Of Rock 'n' Roll (San Diego Sports Arena, 1985)
06. Rainbow In The Dark (San Diego Sports Arena, 1985)
07. Sacred Heart (San Diego Sports Arena, 1985)
08. Time To Burn (Guitar: Craig Goldy)
09. Medley (San Diego Sports Arena, 1985)
10. We Rock (San Diego Sports Arena, 1985)

Autor

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Axel

Autoren Bio

Metal seit den gloreichen 80ern. Melodie erwünscht.